Offener Brief von Matthias Lambur, Landesverband BW

Liebe Nürtinger Bürger*innen, Anwohner*innen, Discgolfbegeisterte,

aufmerksam verfolgt der Landesverband Baden Württemberg für Frisbeesport und besonders ich als Beauftragter für Discgolf die Diskussionen über den Discgolf-Kurs in Ihrer Stadt. Dass Neues immer Für- und Gegensprecher hat, ist nicht verwunderlich und in unserer demokratischen Gesellschaft hoffentlich auch gewünscht. Das eine solche Diskussionen jedoch so massive Ausmaße annimmt, ist schon verwunderlich. Dass wir als Landesverband für Frisbeesport die Anlage selbstverständlich unterstützen, ist selbstredend, bringt sie doch einige zählbare Vorteile mit sich.

Vorweg: Discgolf gilt in Deutschland als Randsportart, die sich häufig mit Fragen zu Standorten, Umweltschutz, Pflege usw. auseinandersetzen muss und meist heftige Gegenwehr, sei es von Ämtern oder Bürgerinitiativen erfährt. Im Gegensatz zu etablierten Sportarten (Fußball, Handball, Tennis), die häufig auf ihr Daseinsrecht pochen und gehört werden müssen, wirbt Discgolf als Randsportart im Namen des “Familiensport für alle”. Die Stichworte hierfür lauten: Bewegung an der frischen Luft und damit verbunden, die Agilität der Bevölkerung voran zutreibt. Discgolf tritt hier als absoluter Neuling auf und muss sich im Namen der Bewegung für Familien verkaufen, ohne dabei seine schon vorhandenen professionellen Strukturen im Leistungssport in den Mittelpunkt zu stellen. Diese vorhandenen Strukturen (siehe bspw. die deutschen Meisterschaften 2017 in Reutlingen/ Eningen) spielen bei Neubauten von Discgolf Anlagen, keine Rolle. Ganz im Gegenteil, wir als Discgolf-Gemeinschaft versuchen alle Park Benutzer*innen und -bewohner*innen in einen Einklang zu bringen. Auf diversen Discgolf-Anlagen in Deutschland existiert eine anfangs skeptische, mit der Zeit aber friedliche nach Regeln vorgelebte Koexistenz zwischen verschiedenen Gruppen. Die oberste Regel im Discgolf: Die Flächen, auf denen wir spielen und die im öffentlichen Bereich sind, sind für alle da und alle haben respektiert zu werden. Etwas Neues zuzulassen oder dieses sogar zu unterstützen liegt zumeist nicht in der Natur des Menschen. Die meist “Ich-bezogene” Gesellschaft sorgt dafür, dass es Vereine die etwas unterstützen, immer schwerer haben. Wer stellt sich denn noch gerne mehrmals die Woche auf einen Sportplatz und trainiert unsere Kinder Jugendlichen und Erwachsenen? Sie haben richtig geraten: ehrenamtliche Menschen die Ihre wertvolle Zeit dafür hergeben, vielleicht auch ihre Kinder, zu beschäftigen und zu bespaßen. Nochmals darauf hingewiesen – vor allem in Randsportarten wird dies alles in ehrenamtlicher Manier ohne Entgeltzahlung getätigt.

Zurück auf das, was Discgolf zur aktuellen Situation beiträgt: Discgolf trägt dazu bei, das es sehr einfach zu erlernen ist und schnell ohne große Regelkunde ausgeübt werden kann – immer in Verbindung der Achtsamkeit und Respekt gegenüber Anwohner*innen und der Umwelt. Dies steht im übrigen auf allen Hinweisschildern einer Discgolf-Anlage. Discgolf trägt dazu bei, dass wir Menschen uns mehr bewegen. Wurde noch vor wenigen Jahren darüber berichtet, dass sich die Gesellschaft zu wenig bewegt und zu Hause verkümmert, so setzt gerade jetzt in der Corona-Pandemie das ein, was sich viele Gesundheitsverbände schon vor Jahren gewünscht haben: die Menschen gehen wieder vor die Tür, gehen wandern, spazieren oder weil es eben mit den Corona-Maßnahmen konform geht, Discgolf spielen.

Seien Sie stolz auf das was Sie in Ihrer Stadt möglich gemacht haben. Die neue Discgolf-Anlage erfreut sich regem Zuspruch und ist in manchen Zeiten auch ein wenig überstrapaziert. Aber ja, seien Sie stolz, dass sich Ihre Generation, die nächste Generation und vielleicht auch noch die Generation vor Ihnen, draußen bewegt, Spaß hat und nicht den Kopf in den Sand steckt und Trübsal bläst, bis im wahrsten Sinne des Wortes der Arzt kommt. Natürlich gibt es auch die negativen Seiten einer solchen Anlage, die sicher nicht wegzudiskutieren sind. Im Austausch mit den verantwortlichen ehrenamtlich arbeitenden Mitgliedern vor Ort wird gerade daran gearbeitet gewisse, beeinflussbare Faktoren abzumildern oder sogar abzuschaffen. In vielen Städten ist dies schon gelungen, sei es durch Lärmdämpfer in den Körben um die Lärmbelastung abzumildern, sei es in einem Regelwerk bzgl. der Nutzung des Parks usw. Haben Sie vertrauen in die Gesellschaft, die noch Elan hat sich um gesellschaftliche Themen, und Discgolf ist ein Solches, ehrenamtlich zu kümmern. Seien Sie auch zum wiederholten mal stolz auf das, was ihre Stadt anbietet und sie so attraktiv, auch für auswärtige Spieler und Interessenten, macht. Stuttgart, Ludwigsburg, Pforzheim, Göppingen, Ravenburg – all diese Städte und Regionen sind auf der Discgolflandkarte weiße Flecken. Viele engagierte Menschen in diesen Regionen kämpfen im wahrsten Sinne des Wortes darum, überhaupt Gehör zu finden – ihr Thema einmal vorstellen zu dürfen. Das Discgolf gebraucht wird, zeigt die aktuelle Situation. Die Menschen wollen beim Spaziergang, Wandern gefordert werden und was gibt es da Schöneres, als eine Scheibe aus Plastik vor sich her zu schmeißen und nach wenigen Metern ein kleines Erfolgserlebnis haben. Probieren Sie es selbst aus, Sie werden überrascht sein, wie viel Spaß das macht.

Gerne stehe ich Ihnen hierfür zur Verfügung. Seien Sie ein weiteres mal stolz, dass ihre Stadt als eine der wenigen Pioniere im Land Baden Württemberg voranschreitet.

Mit freundlichen Grüßen
Matthias Lambur
LV BW Beauftragter Discgolf für Frisbeesport

https://frisbeesport-bw.de/

Kommentar verfassen